Was ist Spiritualität überhaupt?
Der Begriff »Spiritualität« leitet sich aus dem Lateinischen »Geist« ab und bedeutet im weitesten Sinne Geistigkeit. Spiritualität wird für unseren Kulturkreis meist mit Religion gleichgesetzt, aber dieser Gegenstandsbereich ist zu eng gefasst. Für unsere Vorfahren, die Kelten, war die geistige Welt die »Anderswelt« und sie achteten Menschen, die einen Zugang zu dieser Welt hatten. Druiden, Schamanen & Mystiker, Philosophen, Psychologen & Physiker sind sich zwar einig, dass unsere materielle Welt nicht alles ist, was existiert, aber jeder verwendet eine andere Sprache, was die Sache einer einheitlichen Beschreibung recht schwierig macht. Spirituelle Begabung bei Kindern kann sich schon sehr früh, beispielsweise im Alter von 2 Jahren zeigen. Auch die Beschäftigung mit Märchen, Mythen, Sagen, Feen und Elfen, mystischen Computerspielen, der »Herr der Ringe« oder »Harry Potter« können darauf hinweisen, dass eine besondere Sensitivität in diesem Bereich vorliegt.
Wissenschaftler und Autoren, die mit spirituell begabten Kindern arbeiten, beschreiben bestimmten Formen, wie sich das Bewusstsein einer geistigen Welt ausdrücken kann. Diese verschiedenen Arten müssen nicht zwangsläufig voneinander abgegrenzt sein, sondern können ineinander übergehen. Allen spirituell begabten Kindern ist gemein, dass sie »Sucher« sind und dieses Bedürfnis zeigt sich als Frage. Die Kinder und Jugendlichen haben ein Bewusstsein für die Endlichkeit der heutigen Welt und fühlen sich selbst als Teil eines größeren Verbundes, der alle Lebewesen umfasst. Sie können aber auch Momente geistiger Transzendenz erfahren, wo sich ein Gefühl jenseits der sinnlichen Erfahrung ausbreitet.
Fragen. Ein wesentliches Charakteristikum ist das frühe Interesse am Tod und was danach kommt. Die Spiritualität erscheint als Frage des Lebens an sich und was danach folgt. Kinder können durch den Tod von Familienangehörigen oder der Verletzung eines Tieres zu dieser Frage stoßen, die sie in der Regel nicht mehr loslässt. Sie möchten die Antwort finden.
Reise. Wahrnehmungen jenseits von Zeit und Raum können sich als Beschreibungen darstellen, die aus einem anderen Land kommen. Sie können aber auch aus einer anderen Zeit stammen. Derartige Fähigkeiten zu reisen haben u.a. die NASA und der CIA untersucht und weiterentwickelt. Hier wird von Fernwahrnehmung oder Remote Viewing gesprochen. Die Geschichten der Kinder hören sich wie Phantasien an und Eltern wundern sich manchmal, woher ihr Sohn oder ihre Tochter diese Informationen haben kann. Charakteristisch für eine derartige Reise ist das tiefe emotionale Erleben, welches die Kinder aufgrund ihrer Eindrücke begleitet.
Verbundenheit. Anzeichen für das Gefühl mit allen Lebewesen verbunden zu sein, kann die Fähigkeit sein mit Tieren reden zu können. Kinder berichten, dass sie die Sorgen und Nöte eines Tieres wahrnehmen können. Diese Verbundenheit kann auch mit Pflanzen, oder allgemein mit der Natur auftreten. In Bezug auf Menschen zeugt Verbundenheit von großer Empathie, also einem Eintauchen in tiefere Strukturen des Seins. Auch Musik oder Kunst können das Gefühl der Verbundenheit auslösen.
Transzendenz. Spirituelle Transzendenz kann ein Gefühl sein, dass die eigenen Gedanken über das Meer getragen werden und jenseits der Erde die gesamte Vernetzung des Universums zeigen. Ein Gefühl universeller Liebe kann aufkommen, welches Kinder zuweilen als Gott oder göttlich beschreiben.
Als Eltern und als Pädagogen können wir die Entwicklung spirituell-sensitiver Kinder unterstützen, indem wir zunächst einmal akzeptieren, dass es eine geistige Dimension des Seins gibt. Oftmals bemerken Eltern recht früh, dass ihr Kind »anders« ist, aber sie wissen nicht so recht, was sie davon halten sollen. Angst macht sich breit, mit dem Kind könne etwas nicht »in Ordnung« sein. Im Folgenden habe ich Ihnen einige Merkmale aufgeschrieben, die spirituell begabte Kinder zeigen können:
Sie sind »Sucher« und können Fragen stellen, die Erwachsene nicht ohne weiteres beantworten können.
Spirituell-sensitive Kinder brauchen Antworten, sonst können sie leicht entmutigt werden Fragen zu stellen. Sie brauchen von den Eltern einen klaren Rahmen und Sicherheit, denn emotionale
Akzeptanz und Beruhigung ist für sie sehr wichtig. Ihre Wahrnehmungen sind nicht immer leicht einzuordnen und können Angst machen, wenn der Sinn nicht gegeben ist. Nachfolgend finden Sie ein paar
Ansätze, wie Sie Ihr Kind unterstützen können:
Sinn. Um den Sinn des »Großen Ganzen« weiter zu geben, ist die eigene Auseinandersetzung mit den Fragen des Seins und dem Sinn die beste Möglichkeit Ihr Kind zu unterstützen. Die verschiedenen Religionen, sowie die östlichen und westlichen Philosophien bieten eine Fülle von Erklärungsansätzen. Auch die Wissenschaft dringt in immer tiefere Bereiche vor, sodass auch Fachbereiche, wie z.B. die Quantenphysik, für so manches Aha-Erlebnis sorgen können. Zum Einstieg bietet das Internet reichhaltige Informationen.
Wahrnehmung. Bieten Sie Ihrem Kind neben Kindergarten, Schule und Sport genügend Zeit mit den eigenen Wahrnehmung zu experimentieren und darüber nachzudenken. Räume der Ruhe und der Besinnung, ob in der Natur oder im Haus, sind wertvolle Begleiter für spirituell-sensitive Kinder.
Erfahrung. Oftmals werden Eltern durch ihre Kinder an ihre eigene Kindheit erinnert, wo sie sich selbst die »großen« Fragen des Universums gestellt haben. Manche spüren noch immer die tiefe Verzweiflung und Unsicherheit in sich, weil sie die Antwort nicht finden konnten. Das Gefühl der Isolation und das »anders-sein« kann noch immer sehr präsent sein. Erlauben Sie sich, Ihre Erfahrungen mit Ihrem Kind zu teilen. Aus diesem Prozess heraus schaffen Sie für Ihr Kind Vertrauen und eine Basis sich gemeinsam mit den Fragen auseinanderzusetzen.
Spiegeln. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass nicht alle Menschen Verständnis für spirituelle Begabung haben können. Sehen Sie Ihr Kind nicht nur rational mit den Augen eines Wissenschaftlers, sondern auch mit den Augen einer spirituellen Dimension. Sie zeigen damit, dass alles sein darf und die Welt, wie zwei Seiten einer Medaille, begriffen werden kann.
Literatur:
Coles, R. (1990). The Spiritual life of children. Boston, MA: Houghton Mifflin.
Lovecky, Deirdre V.(1998). Spiritual sensitivity in gifted children, Roeper Review, 20: 3, 178-183.
Roeper, A. (2010). The Annemarie Roeper method of qualitative assessment. Retrieved from http://roeperconsulationservice.blogspot.com/p/annemarie-roeper-method-sm-of.html
Tolan, S. S. (2007). Spirituality and the highly gifted adolescent. Retrieved from http://www.stephanietolan.com/spirituality.htm
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